Der Superintendent bezeichnet vor der Kreissynode Dortmund, die am 16. Juni 1930 tagt, „die Berufung der ersten westfälischen Vikarin, Frl. Maria Weller“ als „geschichtlich denkwürdiges Ereignis“. Maria Weller wird „zur theologischen Mitarbeit“ nach Dortmund berufen und am 2. Februar 1930 in der Marienkirche ordiniert. Superintendent Henrici verbindet mit ihrer Tätigkeit die Hoffnung, dass sie sich „nach Überwindung des Ungewohnten bald als eine wertvolle Bereicherung im evangelischen Gemeindeleben einbürgern wird“.
Im Folgejahr kann er feststellen, dass sich die Gemeinden schnell „an den Dienst einer weiblichen theologischen Kraft gewöhnt“ haben. Dem Wunsch der Vikarin, stärker in die eigentliche Gemeindearbeit hineinzuwachsen, steht er positiv gegenüber. Zur Synode am 30. Mai 1932 legt Maria Weller erstmals einen kurzen Bericht über den „Kreisverband der weiblichen Jugend“ vor. Darin erwähnt sie das „vertrauensvolle Zusammenarbeiten mit den Gemeindepfarrern“, verschweigt aber auch nicht „hemmende Vorurteile“ in Bezug auf das „kirchliche Amt der Frau“.
Aus Maria Wellers Tätigkeitsbericht von 1933 geht hervor, dass die Krankenhausseelsorge den größten Anteil ihrer Arbeit ausmacht, gefolgt vom Religionsunterricht, der Mitarbeit in der Frauenhilfe, Bibelarbeiten, sozialen und diakonischen Aufgaben. Ein anwachsendes Arbeitsfeld ist der Unterricht für Konvertiten und in dem Zusammenhang teilweise auch Trauungen und nachgeholte Taufen. Die „Judenkonversion“ sieht sie als nicht unproblematisch an und fordert dafür spezielle Richtlinien.
Im Mai 1935 nimmt eine zweite Vikarin in Dortmund ihren Dienst auf. Gerda Keller (1906-1995) wird als „Kreisverbandsvikarin“ der Frauenhilfe eingestellt, die überwiegend für die biblische Schulung von Bezirksfrauen und Leiterinnen der Jungmütterkreise zuständig ist. Darüber hinaus arbeitet sie in Jugendgruppen und vertritt Pfarrer im Kindergottesdienst. Die Schwerpunkte beider Vikarinnen liegen in der Arbeit mit Mädchen und Frauen und in der Übernahme von Vertretungstätigkeiten. Auf der Bekenntnissynode am 30. November 1936 hebt Maria Weller hervor: „Es ist dankenswert, dass die Dortmunder Gemeinde, bisher als einzige in Westfalen, es zwei Theologinnen ermöglicht, dienstbereit neben dem geordneten Pfarramt zur Verfügung zu stehen“.
Näheres siehe Heidemarie Wünsch „Wir sind unseren Weg einsam gegangen“. Erste Theologinnen in und aus Dortmund, in: Evangelisch in Dortmund, Lünen und Selm – Kirche der Reformation 1517-2017, Essen 2015, S. 189ff.
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